Was ist Immersion und welche Rolle spielt Audio in einer virtuellen Umgebung?

Diplom-Designer Christoph Luchs war eingeladen, an der Hochschule Darmstadt mit Studierenden des Studiengangs Augmented and Virtual Reality Design am Mediencampus der Frage nachzugehen, wie Audio die Immersion in einer Virtuellen Realität erweitern kann.

Die Präsentation „IMMERSION“ von Christoph Luchs befasst sich mit dem Konzept der Immersion in digitalen Medien, insbesondere in interaktiven und virtuellen Umgebungen. Das Cogneus Design Studio ist auf digitale Medien, Animationen und Filmproduktionen spezialisiert und arbeitet für verschiedene Branchen, darunter Industrie, Kultur und Bildung. Ein zentrales Anliegen des Studios ist die Integration von Künstlicher Intelligenz, insbesondere bei der Generierung von Stimmen für Tutorials und in der Entwicklung immersiver Medienerlebnisse.

Wie kann die Wahrnehmung einer Simulation durch Emotionen gesteigert werden?

Im Mittelpunkt steht die Frage, wie sich die Wahrnehmung von Simulationen durch emotionale Einbindung steigern lässt. Anhand von Praxisbeispielen aus Studienprojekten der Hochschule Darmstadt wird untersucht, wie insbesondere auditive Reize zur Steigerung der Immersion beitragen können.

Begriffsklärung »Immersion«

Der Begriff »Immersion« stammt aus dem Lateinischen und beschreibt das vollständige Eintauchen in eine Umgebung oder Handlung. In den Medienwissenschaften bedeutet Immersion das Auflösen der räumlichen Distanz zwischen Rezipient und Medium, sodass der Nutzer sich als Teil der dargestellten Welt empfindet. Das höchste Maß an Immersion wird mit der »Präsenz« beschrieben.

Sinneswahrnehmung und Informationsverarbeitung

Die menschliche Wahrnehmung ist stark visuell geprägt (ca. 80 % der Informationsaufnahme), gefolgt von auditiven (ca. 11 %) und anderen Sinneskanälen (ca. 9 %). Während visuelle Informationen nur sehr kurz im sensorischen Gedächtnis gespeichert werden, bleiben auditive Reize etwas länger erhalten. Dennoch sind beide Kanäle für die Bildung von Präsenz und Immersion entscheidend, da sie gemeinsam im Arbeits- und Langzeitgedächtnis verarbeitet werden.

Physiologische Marker für Immersion

Studien zeigen, dass bestimmte physiologische Parameter mit dem Gefühl von Präsenz in virtuellen Realitäten korrelieren:

  • Herzratenvariabilität (HRV): Entspannende VR-Umgebungen steigern die Schmerzresistenz und beeinflussen das Herz-Kreislauf-System positiv.
  • Galvanische Hautreaktion (GSR): Stärkere Schwankungen deuten auf emotionale Erregung hin, korrelieren aber umgekehrt mit dem Präsenzgefühl in hochimmersiven Szenarien.
  • Frontaler Alpha-EEG: Ein Rückgang der Alpha-Aktivität im Gehirn ist ein Indikator für gesteigerte räumliche Präsenz.

Rolle auditiver Reize in der Immersion

Obwohl visuelle Reize dominieren, können gezielt eingesetzte auditive Stimuli das Präsenzgefühl um bis zu 35 % steigern. Besonders wirksam sind:

  • Räumliches 3D-Audio: Durch Head-Related Transfer Functions (HRTF) und Ambisonics werden Geräusche so platziert, dass sie realistisch im Raum verortet werden können.
  • Ambiente Klanglandschaften: Naturgeräusche oder raumtypische Hintergrundgeräusche erhöhen die Glaubwürdigkeit und reduzieren kognitive Dissonanzen.
  • Selbstgenerierte Geräusche: Geräusche, die durch eigene Bewegungen ausgelöst werden (z.B. Schritte, Interaktionen mit Objekten), stärken das Gefühl der Selbstwirksamkeit und Körperwahrnehmung.
  • Technische Faktoren: Geringe Latenz (<80 ms), hohe Dynamik und Geräuschunterdrückung sind essenziell für eine glaubhafte Immersion.
  • Kontextuelle Audiohinweise: Richtungssignale und emotional passende Klangkulissen beeinflussen das Verhalten und die emotionale Einbindung der Nutzer.

Fazit und Ausblick

Die Präsentation zeigt, dass Immersion ein Zusammenspiel aus verschiedenen sensorischen, kognitiven und technischen Faktoren ist. Während visuelle Reize den größten Anteil an der Wahrnehmung haben, sind gezielt eingesetzte auditive Elemente entscheidend, um das Gefühl von Präsenz und Emotionalität in Simulationen zu erhöhen. Für die Entwicklung immersiver Medien empfiehlt sich daher eine enge Verzahnung von visuellen und auditiven Komponenten, unterstützt durch neueste technologische Möglichkeiten wie KI-gestützte Audioerzeugung und -verarbeitung.

Vielen Dank an Prof. Dr. Paul Grimm, Prof. Dr. Philipp Hausmeier und Prof. Thomas Bedenk für die Einladung. Der Vortrag fand in englischer Sprache statt und wurde anschließend im Plenum diskutiert.

Hier geht es zum Mediencampus der Hochschule Darmstadt.

Fotos: Paul Grimm, Christoph Luchs, Pexels.com