Ausstellung
The Power of Facts: Das Lebenswerk der Fotografin Anja Niedringhaus als interaktive Ausstellung
2022-2023
Wie kann eine Ausstellung das Lebenswerk einer Fotojournalistin und Pulitzer-Preisträgerin würdigen und dabei ihre Fotografien in den Kontext weltweiter Konflikte stellen?
Creative Direction: Christoph Luchs
Interaction Design, Animation, Webdesign, Social Media und Printmedien: Annika Desoi, Sina Wald, Luisa Hormel, Marko Zebrowski, Arash Avazzadeh
Kuratierung: Muhammed Muheisen
Dauerausstellung für die Werke der Fotojournalistin Anja Niedringhaus
Zu Ehren der in Afghanistan ermordeten Fotojournalistin entstand das Forum Anja Niedringhaus. Mit umfassenden Fördermitteln von Bund und Land in Höhe von 1,2 Mio. € wurde hierzu der historische Adelshof in Höxter ab Sommer 2023 bis April 2024 restauriert und als Ausstellungsfläche umgebaut.
Der Trägerverein beauftragte Cogneus mit der Gestaltung der digitalen Medien, insbesondere der Medienstationen und der zentralen Beamer-Präsentation. Während des Projektes wechselten die Verantwortlichkeiten, sodass die Aufgaben der Szenografie und der Innenraum-Gestaltung der beiden Stockwerke sowie der Möblierung für die digitalen Medienstationen ebenfalls an Cogneus fiel.
Unsere Aufgabe war es, diese Punkte gestalterisch mit Ideen auszufüllen, mit dem Kurator Muhammed Muheisen – persönlicher Freund und Kollege der verstorbenen Anja Niedringhaus – und dem Trägerverein zu koordinieren.
Dabei wurde frühzeitig klar: aufgrund des engen Zeitplans konnte das historische Gebäude aufgrund der umfangreichen Restaurierung erst unmittelbar vor Eröffnung fertiggestellt werden. Gestaltung und Restaurierung mussten daher parallel erfolgen. Hierzu entschieden wir uns, die Innenräume frühzeitig zu modellieren, um das Ergebnis vorwegzunehmen. Das Cogneus-Team wurde vollständig in die Umsetzung einbezogen. Bis zu sieben Mitarbeitende haben allein an der Gestaltung mitgewirkt.
Vorausgegangen war die Entwicklung der Wortbildmarke „FAN“ sowie des Corporate Designs des Museums. Dies wurde umgesetzt als Internetseite und Social Media Auftritt, um ca. 12 Monate vor der Eröffnung das öffentliche Interesse zu wecken.
Zentrale Beamer-Präsentation
Mittelpunkt in unserer Gestaltung ist die Beamer-Präsentation. Ausgewählte Werke der Fotografin werden hier in langsamen Animationen aus Details heraus inszeniert und ziehen das Publikum in die Atmosphäre der Bilder hinein.
Die bauliche Situation änderte sich während der Restaurierung fortlaufend. Damit die Animation unabhängig vom Ort gestaltet und visualisiert werden konnte, wurde frühzeitig eine Laser-Kalibrierung in der Baustelle durchgeführt.
Raumgestaltung
Die Gestaltung der Räume fiel in Grautönen sehr streng aus. Entsprechend der Kriegsfotografie im Erdgeschoss wurden die Wände dunkel gehalten, im Obergeschoss hingegen heller dargestellt, da es hier um die Themen des Alltags der Bevölkerung in Krisenregionen handelte.
Davon abgesetzt zeigt die Möblierung in Dunkelgrau mit kräftigen roten LED-Akzenten die Seite an, der man sich dem Objekt oder Exponat nähern soll. Die rote Markierung setzt sich in der grafischen Bedienoberfläche fort.
Interaktive Medienstationen
Die Medienstationen wurden mit einem Internet-basierten Content-Management-System in zwei Sprachen Deutsch und Englisch ausgestattet. Die Inhalte aus den Karten, Filmen, fotografischen Werken und beschreibenden Texten wurden somit online gestaltet und auf einem Testsystem in der Agentur geprüft.
Die interaktiven Medienstationen mit Multi-Touchscreens in den Diagonalen 22 bis 50 Zoll wurden von mir nicht nur konzipiert, sondern auch modelliert. Es entstand somit eine Möbel-Serie, die auch für die Exponate mit Glasvitrinen fortgesetzt wurde. Eine Tischlerei setzte die Modellierung und Vermaßung nahezu ohne große Anpassung um.
Über Anja Niedringhaus
Anja Niedringhaus war eine renommierte deutsche Fotojournalistin und Pulitzer-Preisträgerin, die am 4. April 2014 in Afghanistan tragischerweise ermordet wurde. Sie hinterließ ein beeindruckendes fotografisches Werk, das sich durch ihre außergewöhnliche Fähigkeit auszeichnete, mit Bildern Geschichten zu erzählen und tiefgründige Emotionen einzufangen.
Als Fotojournalistin war Anja Niedringhaus für ihre Arbeit in Krisengebieten weltweit bekannt. Sie bereiste Länder wie Afghanistan, den Irak, Libyen und den Nahen Osten, um über Konflikte und humanitäre Krisen zu berichten. Dabei dokumentierte sie nicht nur die Auswirkungen des Krieges auf Menschenleben, sondern zeigte auch die Hoffnung, die Stärke und den Überlebenswillen der Menschen in solch schwierigen Situationen.
Ihre Fotografien waren von außergewöhnlicher technischer Qualität und zeichneten sich durch ihre eindringliche Darstellung von Menschen aus. Anja Niedringhaus verstand es meisterhaft, den Moment festzuhalten und die Wahrheit und Intensität des Augenblicks durch ihre Bilder zu vermitteln. Ihre Arbeiten zeigten oft emotionale Szenen des menschlichen Leidens, aber auch Momente der Freude, der Liebe und der Hoffnung.
Neben ihrer Arbeit in Krisengebieten fotografierte Anja Niedringhaus auch bedeutende politische und gesellschaftliche Ereignisse auf der ganzen Welt. Sie porträtierte prominente Persönlichkeiten und dokumentierte historische Momente mit ihrer Kamera.
Ihre fotografische Arbeit wurde mit zahlreichen Auszeichnungen gewürdigt, darunter der Pulitzer-Preis im Jahr 2005 als Teil eines Teams von Associated Press-Fotografen für ihre Berichterstattung über den Irak-Krieg. Sie war eine Pionierin in ihrem Bereich und eine Inspiration für viele Fotojournalistinnen und Fotojournalisten weltweit.
Das Werk von Anja Niedringhaus steht für die Kraft der Fotografie, Geschichten zu erzählen, Gewissen zu wecken und die Welt zum Handeln zu bewegen. Ihre Bilder zeigten die menschliche Realität inmitten von Konflikten und erinnerten uns daran, dass hinter den Schlagzeilen und politischen Debatten echte Menschen mit ihren Träumen, Hoffnungen und Leiden stehen.
Obwohl ihr Leben viel zu früh tragisch endete, wird Anja Niedringhaus‘ fotografisches Erbe weiterleben. Ihre Arbeit wird als Zeugnis der Menschlichkeit dienen und uns daran erinnern, dass Fotojournalismus eine kraftvolle Plattform für Veränderung und Empathie ist.