D A S M A G A Z I N F Ü R N E U G I E R I G E . COG NI 25 TIV 1 Inhalt 2 Cognews 4 Titelstory 6 Erfolgsgeschichten 10 Nachhaltigkeit 12 Medien 14 Lessons Learned 16 Impressum LEBST DU IN EINER BLASE ? m o c . s l e x e P , u o d n o M e d a J - y n a L : o t o F C O G N E U S . D E

I N H A L T 4 m o c . s l e x e P , u o d n o M e d a J - y n a L : o t o F 3 1 · 25 DAS SCHMALE FORMAT JACOB PINS UND DER JAPANISCHE PILLAR PRINT Nachhaltigkeit ist unsere Ru- brik, in der wir Projekte vor- stellen, die sich mit Geduld und langem Atem den Wid- rigkeiten des schnellen Wan- dels widersetzen – und das mit Recht. Nachhaltigkeit ist keine Zauberei sondern gutes Design! Westerbachstr. 35–37 37671 Höxter Tel. 05271/6947441 www.jacob-pins.de 15.6.25 2.11.25 10 14 Heiße Luft erzeugt Blasen – das lernen schon Kinder mit einem Kaugummi. Doch was passiert, wenn sich diese Bla- sen verfestigen? Wir sprechen über Kom- munikation und gehen der Frage nach, was digitale Medien mit uns machen und was wir als Kreative mit Ihnen zusammen dagegen unternehmen können. Spoiler: Künstliche Intelligenz hilft dabei nicht weiter, sondern die natürliche. 6 L E T I T . V . e r e t x ö H n i e r e v t s n u K t f a h c s l l e s e G s n i P b o c a J © e d . s u e n g o C , s h c u L h p o t s i r h C : t u o y a L « n e d n e b e i L e i D » : s n i P b o c a J G L O F R E Wussten Sie, dass schon über 30 Folgen eines Podcasts bei Cogneus produziert werden? Hier wird die neue Staffel vor- gestellt und welche Gesprä- che auf Sie warten. 12 Was passiert mit Projekten, die scheitern? Nach Entschäuschung und Ärger wächst die Erkenntnis: es hatte einen Grund, wa- rum das Projekt so verlief. Dem Grund gehen wir in unserer Rubrik »Lessons Le- arned« nach: »Lektionen gelernt«. S N O S S E L D E N R A E L C O G N E U S . D E

T I T E L S T O R Y Life in a bubble. »The bubbles are not reality, and it‘s inside your head Making you forget where you‘re from and what‘s behind Isn‘t it suspicious how the world is now your friend Getting in return one thousand more than what you can ever send?« Songwriter: Gianfranco Randone / Maurizio Lobina / Domenico Capuano / Gabriele Ponte / Peters Carlisle Winston Lebst Du in einer Blase? Helfen kann dabei die bewusste Haltung, nicht jede akzeptier- te Meinung zu »liken« oder zu teilen. Stattdessen können neue konstruktive Inhalte in persönlichen Gesprächen aber auch in di- gitalen Kanälen auf neue Interessierte treffen und zu echten Dia- logen führen. Wenn das nicht hilft, ist Eigeninitiative gefragt. Das Agora-Prin- zip ist ein tolles Beispiel: Die Agora war in den Städten der grie- chischen Antike ein zentraler Platz für Versammlungen. Hier traf man sich, hatte Begegnungen mit anderen, tauschte sich aus, dis- kutierte, feierte. 5 1 · 25 Heute kann an jedem Ort eine Agora entstehen: ein Ort des of- fenen Austauschs und der ehrlichen Kritik. So sprechen zum Bei- spiel Kreative mit Unternehmen und erreichen einen gegenseiti- gen Perspektivwechsel, der nachhaltig in Erinnerung bleibt und das Denken bewegt. Lynn Joana hat dies ebenfalls erkannt und sich bewusst für die ◀ andere Perspektive entschieden. Mehr dazu auf Seite 12. Wir brauchen weniger Kammern sondern mehr offene Plätze! Las- sen Sie uns miteinander austauschen. Willkommen bei Cognitiv, dem Magazin von Cogneus. Ihr Christoph Luchs »Also man geht ja immer davon aus, dass alles, was man selber weiß, das wissen die anderen auch.« So treffend hat Lynn Joana, Nachwuchs-Designerin aus Frankfurt, ihre »Bubble« im Interview mit mir beschrieben. Welche Bubble dabei gemeint war, ist irrele- vant. Bemerkenswert finde ich die Vorstellung, dass schon der Ge- danke allein über das eigene und das kollektive Wissen beeinflusst wird, bevor Kommunikation stattfindet. Brauchen wir da noch den Diskurs? Oder Input? Jeder Mensch lebt in einer Blase: Freunde, Familie, Paare, Teams, Firmen oder Vereine erreichen irgendwann den Punkt, dass alle Meinungen bekannt und ausgetauscht sind. Das »Wording« funk- tioniert in der Blase hervorragend! Fragile Struktur um heißer Luft Digitale Medien verstärken nur diesen Zustand. Algorithmen steuern die Informationen, die zu meinen Interessen passen und wiederholen diese in endloser Folge. Aus der vermeintlich fragi- len Blase wird die technische Echokammer: was hinausgerufen wird, reflektiert tausendfach zurück. Die KI bläst ebenfalls kräftig mit. Dank gelernter Muster werden diese Kopien endlos in durch- schnittlicher Ästhetik variiert. Das täglich Neue ist letztlich nur eine Variante der vorherigen Replikation. Was macht die Blase an sich aus? Die Blase ist undurchlässig und unsichtbar: wer einmal hineingelangt ist, weiß gar nicht, wie ihm geschieht. Das kann gleichsam wundervoll wie erschreckend sein. Je größer die Blase, desto dünner ist ihre Schicht. Desto verletz- licher ist ihre Struktur. Es braucht nur einen Durchbruch – von Innen oder Außen. Wie kommen wir aus der Echokammer? Letztlich profitiert jede Gemeinschaft davon, wenn der Blick von Außen zugelassen wird. Es liegt an den Insassen der Blase, ob sie selbst den Mut aufbringen, bewusst Neues zuzulassen und sich nach außen für andere Sichtweisen und Meinungen zu öffnen. Das Design ist geradezu prädestiniert. Kreative erlernen schon früh den professionellen Blick von Außen und finden nach syste- matischer Analyse Lösungen. C O G N E U S . D E

B R A N D I N G Ein Ort mit Geschichte braucht eine starke Identität für die Zukunft. Aus einer Industriebrache entwickelt Unternehmerin Simone Wittkamp im hessischen Dauthpetal-Holzhausen diese ehemalige Möbelfabrik zu einem Kreativzentrum: Ateliers, Workshops und Filmsets passen wunderbar an diesen Ort. Cogneus begleitet den Markenauftritt und das Brand Design von »Nouvabrik« von Beginn an und präsentiert das Unternehmen im Internet sowie in den Sozialen Netzwerken. Neues aus Holzhausen Der Name „NOUVABRIK“ leitet sich aus dem Französischen ab: „Nouveau“ steht für „Neu“ und symbolisiert Offenheit für Innova- tion und Kreativität. Gleichzeitig verbirgt sich „Nous“ (= „Wir“) darin – ein Hinweis auf gemeinschaftliches Schaffen. Die dritte Silbe „BRIK“ erinnert sowohl an Backsteine als auch an die ur- sprüngliche Fabrik. Die Bildmarke spiegelt die Fabrik wider, zudem ist das „N“ aus der Wortmarke integriert. Die einfache Form hat es in sich: schwarze und weiße Flächen ergeben einen Quader, der räumlich hervor- tritt. Die Umrissform ist eckig, kantig und schräg – genauso, wie die NOUVABRIK selbst. Ergebnis: Eine starkes Markenzeichen, welches sowohl als Wort- Bild-Marke, Bildmarke oder Wortmarke funktioniert. Die Winkel in der Marke finden sich in der Gestaltung wieder. 7 1 · 25 Unternehmerin Simone Wittkamp will hoch hinaus. Aber es muss nicht morgen fertig sein. Fotos: Luisa Hormel, Christoph Luchs C O G N E U S . D E

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N A C H H A LT I G K E I T DAS SCHMALE FORMAT JACOB PINS UND DER JAPANISCHE PILLAR PRINT 11 1 · 25 Westerbachstr. 35–37 37671 Höxter Tel. 05271/6947441 www.jacob-pins.de 15.6.25 2.11.25 . V . e r e t x ö H n i e r e v t s n u K t f a h c s l l e s e G s n i P b o c a J © e d . s u e n g o C , s h c u L h p o t s i r h C : t u o y a L « n e d n e b e i L e i D » : s n i P b o c a J DAS SCHMALE FORMAT JACOB PINS UND DER JAPANISCHE PILLAR PRINT . V . e r e t x ö H n i e r e v t s n u K t f a h c s l l e s e G s n i P b o c a J e d . s u e n g o C , s h c u L h p o t s i r h C : t u o y a L , « n e d n e b e i L e i D » : s n i P b o c a J © Westerbachstr. 35–37 37671 Höxter Tel. 05271/6947441 www.jacob-pins.de 15.6.25 2.11.25 Die Motive für Poster, Public Screens und Einladungskarte basieren auf demselben Raster und informieren je nach Medium. So weist der QR-Code auf den Ort des Museums auf Google Maps hin, wenn Touristen vor einem Public Screen stehen. C O G N E U S . D E

M E D I E N Immer mehr Erklärer:innen 13 1 · 25 Was ist Design? Was motiviert Kreative, sich mit Problemen anderer Leute ausein- ander zu setzen und Lösungen zu finden, die tatsächlich etwas Positives bewirken? Diesen Fragen gehe ich seit 2022 in Ge- sprächen mit Menschen aus dem Design nach. Heute gibt es 32 Folgen des Pod- casts »Designerklärer« und es ist noch kein Ende abzusehen: jede Folge führt zu neuen Themen, Anregungen und Fragen, die weiteren Menschen gestellt werden können. In der aktuellen Staffel 3 kommen Men- schen zu Wort, die entweder Design prak- tizieren (27, 30, 31), Design unterrichten (25, 29) oder Design als wesentlichen Teil ihres Geschäftsmodells verstehen (26, 28, 32), Beeindruckt hat mich die Gelassenheit, mit der Andrea Nienhaus und Ingmar Thies darüber berichten, wie sie Studie- rende motivieren, kreative Lösungen zu finden – jede:r auf individuelle Art. Die Nachhaltigkeit ist für den Digital-Pionier Eku Wand heute ebenso wichtig wie für Studentin Luisa Wachsmuth oder Star- terin Lynn Joana. KI bestimmt die Krea- tivwirtschaft maßgeblich und verändert diese in nie zuvor gekanntem Maß. Der Geschäftsführer der brand eins Holger Volland berichtet aus der Sicht des Ver- lages, Jens Jacobsen aus der Perspektive der Usability und der Automatisierung des Webdesigns. Anwalt Andreas Knauf gibt Tipps, wie trotz KI ein kreatives Werk im Sinne des Urheberrechts entstehen kann. Was wäre, wenn aus diesen Gesprächen ein Buch wird, in dem die besten Gedan- ken einen Platz finden? Ich freue mich auf Anregungen, welche Fragen dieses Buch beantworten könnte und was Sie sich dar- in wünschen. Christoph Luchs Was ist der Designerklärer? Ein unabhängiger, liebevoll produzierter Podcast über Design, visuelle Kommunikation und Gestaltung. Alle drei Wochen erscheint eine neue Folge – fundiert, verständlich und nahbar erklärt für Gestalter:innen, Interessierte und Neugierige. Wer hört zu? Alle Interessierten rund um das Design, vorranging Design- Studierende, Freelancer:innen, Agenturleute, UX/UI-Designer:innen, Illustrator:innen, Kommunikationsprofis sowie alle Mitarbeitenden aus dem Bildungsbereich und der Kreativwirtschaft. Der Podcast ist auf auf Spotify, Apple Podcasts und allen weiteren bekannten Plattformen abrufbar. C O G N E U S . D E

L E S S O N S L E A R N E D Was passiert mit Projekten, die fehlschlagen und was lernen wir daraus? In der Rubrik »Lessons Learned« stellen wir Ihnen Projekte vor, die niemals veröffentlicht wurden. Ein Dino mit Rucksack Drei Studierende fragten uns an, ob wir ihnen ein Logo sowie So- cial Media Vorlagen gestalten könnten. Zum Stadtjubiläum »Mar- burg 800« sollte ein Instagram-Kanal und ein Blog zu Themen der Stadtgeschichte aus der Sicht von Frauen erscheinen. Titel: »Alles ist Geschichte«. Was war gemeint? Es gibt *Vexierbilder*, in diesem Fall: *Kipp- bilder*. »Bei einem Kippbild kommt der Wechsel der Bildaussage durch kognitive Prozesse beim Betrachter zustande – das Gehirn „schaltet“ zwischen (mindestens) zwei Deutungsmöglichkeiten des optisch Dargebotenen um.« (Wikipedia.org) Als Motiv hatten sich die Drei überlegt, »etwas mit Lupe, Fußab- druck und Puzzle-Teil« zu machen, wollten dies jedoch den Profis überlassen. Aus unserer Sicht war die moderne Darstellung eines weiblichen Portraits mit Andeutung einer Textmarkierung treffend. Trotz schmalem Budget präsentierten wir den drei Historiker:innen ver- schiedene Ansätze. Schon nach der ersten Präsentation waren alle begeistert über die Vielfalt der Ideen. Nach der zweiten Präsenta- tion wurde der Entwurf »Profil« als Favorit gekürt und wir planten die nächsten Schritte. Doch soweit sollte es nicht kommen. Einige Tage später erhielt ich einen Anruf von einer der Studieren- den: »Das Ding sieht aus wie ein Dino mit Rucksack.« Sie hätte den Entwurf ihrer Mutter gezeigt, die sei schließlich Architektin und würde davon etwas verstehen. Der Entwurf wäre nicht zu er- kennen und damit indiskutabel. Sie hätte den Fehler zuerst auch nicht erkannt, sehe jetzt aber nur noch den Dinosaurier. Wir müss- ten umgehend einen neuen Entwurf nachliefern: mit Lupe, Fuß- abdruck und Puzzle-Teil. Es gab nur bei einer einzigen Person die Fehlinterpretation »Dino- saurier«, ohne Umschaltung. Der Verweis auf den ausgeschriebe- nen Titel des Blogs und bekannte Marken wie »fritz.kola« oder »Coffee Fellows«, die mit ähnlicher Grafik arbeiten, wurde igno- riert. An der Entscheidung war nicht zu rütteln. Wir stellten unsere Arbeit ein, schrieben die Rechnung und wurden nach mehrfachem Briefwechsel mit abschätzigen – teils beleidigenden – juristischen Vorwürfen auch bezahlt. 15 1 · 25 Was haben wir aus der Lektion gelernt? 1. Vertrauen ist der Schlüssel zu guter Gestaltung. Wenn das in Frage gestellt wird, gibt es keine gute Gestaltung. 2. Marken brauchen Kontext. Sie werden in einem Medium verwendet, das den Inhalt präsentiert. So werden Marken auch wiedererkannt. 3. Wir legen den Designprozess fest. Unbeteiligte Dritte sind nicht Teil des Designprozesses und damit nicht im Stande, sich eine kompetente Meinung zu bilden. 4. Ein gemeinsames Interesse wie »Geschichte« ist schön, führt aber nicht automatisch zum Konsens. 5. Dinosaurier haben nicht überlebt. Somit ist das Logo schneller zur Geschichte geworden, als uns lieb war. Der Blog wurde nie mit Leben gefüllt. Eine Sache hatte ich noch nicht erwähnt: Die drei Studierenden absolvierten wäh- rend des Projekts gerade ihren Masterstudiengang »Friedens- und Christoph Luchs Konfliktforschung«. C O G N E U S . D E