Dieses Team begeistert mich.

Warum ich pro bono einen Basketball-Verein unterstütze.

Warum arbeite ich pro bono für einen Sportverein?

Abpfiff! Die Spielerinnen liegen sich den Armen und tanzen jubelnd auf der Spielfläche. Ist der Titel gewonnen? Nein, die Blue Dolphins – das erste Team des BC pharmaserv Marburg der Damen-Basketball-Bundesliga DBBL hat gerade sein letztes Saisonspiel gewonnen! Kein Titel gab ihnen den Anreiz, bis zur letzten Sekunde gegen ein spielerisch überlegenes Team aus Nördlingen zu fighten, sondern der Rausch, in den sich alle Spielerinnen gemeinsam gekämpft haben.

Seit 2015 begleite ich das Team des einzigen hessischen Bundesligisten als Sponsor. Ich gebe als Unternehmer kein Geld für Honorare und Investitionen. Ich helfe mit meiner Arbeit – konkret mit Webdesign, mit Vorlagen für Social Media und mit Fotos.

„Pro Bono“ – für das Gute, so nennt man den unentgeltlichen Dienst. Wir bekommen also nichts dafür, wir geben nur. Ist das so? Als Sponsor erwartet ein Unternehmen Aufmerksamkeit und Aufträge. Beides bleibt aus. Denn Aufträge werden bis auf kleine Ausnahmen in Mittelhessen an Verwandte oder Parteimitglieder vergeben. Wenn also nichts Zählbares dabei herauskommt, wofür dann?

Team und Publikum: eine Einheit.

Sport lebt von den Athlethinnen und Akteuren auf dem Feld sowie vom Publikum, das sich lautstark äußert. Bei den Basketballerinnen ist es üblich, dass jeder Ballwechsel, jedes Foul und jeder Punkt lautstark kommentiert und beklatscht wird. Dabei immer fair gegenüber den Gegnerinnen, nicht immer gegenüber den Referees.

Rachel Arthur treibt das Spiel vorwärts

Rachel Arthur treibt das Spiel vorwärts.

Je weiter sich die Saison dem Höhepunkt der Playoffs nähert, desto mehr Menschen finden den Weg in die kleine tapfere Mehrzweck-Halle am Stadtrand von Marburg, deren Waschbeton schon bessere Tage gesehen hat. Endspiele bringen die Halle zum Kochen, die Luft – vom Duft der Pommmes angewürzt – wird dünn. Die Atmosphäre hat etwas von Kirmes, die Flasche Schwippschwapp gibt es für 4 Pfandmarken. So ist das über Jahrzehnte gewesen, denn der BC spielt schon seit über 25 Jahren in der ersten Bundesliga.

Doch nicht seit dem Frühjahr 2020. Die Corona-Pandemie führte dazu, dass erst Spiele ohne Öffentlichkeit stattfinden sollten, später wurden dann gleich alle Spiele abgesagt. Da sich so schnell an der Pandemie nichts geändert hat, ging es trotz Hygiene-Konzept ohne Publikum weiter. Echte Fans dürfen Spiele im Livestream verfolgen, aufgezeichnet von einer wenig intelligenten Kamera, deren Automatismus sich zwischen den Spielhälften nicht entscheiden kann und heillos hin- und her schwenkt, bis Kopfschmerz einsetzt. Oder das Bild fällt dann aus, wenn noch 10 Sekunden bei Gleichstand zu spielen sind. Höchststrafe!

Diese Ladies geben alles.

Warum also unterstütze ich eine Sportart und einen Verein, der quasi unter Ausschluss der Öffentlichkeit spielen muss? Für die Begeisterung! Denn ich muss gar kein Fan des Vereins sein, um zu erkennen: diese Ladies geben alles. Sie kämpfen um jede Balleroberung, wenn der Trainer hineinruft: „Stoppt den Ball“! Sie blocken mit ganzem Körpereinsatz, holen alles mental aus sich heraus, um den gemeinsamen Erfolg zu erreichen. Und das ist in jedem Spiel gleich – einen Punkt mehr als die Gegnerinnen.

Rückstände werden aufgeholt, die Offensive wird gedoppelt und Freiwürfe bei Gleichstand gehen ins Netz – denn der Wille stimmt, der Flow im Team ist zum Greifen nah!

Diese Faszination belohnt mich als Fotografen, begeistert mich als Beobachter und reißt mich mit als Mensch! Ich wünsche dem Team alles Gute für die Playoffs und bald wieder ein Publikum, das diese Begeisterung teilt.

Christoph Luchs