Das IDML-Format in Adobe InDesign

Welche Möglichkeiten bietet das XML-Format in einer Layout-Software?

Wozu dient das Dateiformat IDML in der Layout-Software Adobe InDesign?

Wer sich mit dem Layout über die Layoutsoftware InDesign des amerikanischen Herstellers Adobe beschäftigt, ist fasziniert von den zahlreichen typografischen Formatierungen und der Einrichtung des Layouts über Spalten, Grundlinienraster und Hilfslinien. Die Software des Marktführers hat das Desktop-Publishing seit 1999 aufgerollt. Heute gibt es nur wenige Printmedien, die nicht mit InDesign erstellt werden. Das Platzieren von Bildern – selbst native Photoshop-Dateien (.psd) inklusive Transparenzen – ist der Version InDesign 2.0 aus dem Jahre 2002 möglich. Heute machen Dateiformate wie Scalable Vector Graphics (.svg) oder Variable Fonts die Arbeit im modernen Layout aus.

Dabei fristet das Dateiformat IDML ein stiefmütterliches Dasein. Eher zufällig begegnet es den Anwendern im Export-Menü oder in der allseits bekannten Funktion „Verpacken“, wenn Layoutdatei (.indd) sowie alle platzierten Dateien sowie Fonts in einem Unterordner für den Datentransport versammelt werden. Es wird höchste Zeit, sich mit dem Format zu beschäftigen!

IDML bedeutet: strukturierte Daten, die Inhalt und Form beschreiben

Das IDML-Dateiformat speichert das Layout in strukturierter Form.

Das IDML-Format steht für InDesign Markup Language. Markup bedeutet Formatierung und Seitenbeschreibung. Das Dateiformat ist ein XML-Abkömmling. XML hingegen steht für Extensible Markup Language, also eine „erweiterbare Formatierungs- und Seitenbeschreibungssprache“. Alles klar? XML wird dazu verwendet, einzelne Datensätze oder ganze Ausgaben von klar strukturierten Inhalten zu beschreiben.

Für das Verständnis dient ein Beispiel. Ein Produktkatalog besteht häufig aus der Ansammlung von ähnlichen Produkten. Eine Übersicht an Fahrrädern zeigt den Produktnamen, jeden Fahrradtyp mit einem Bild, die Art des Fahrradkonzepts – vom Mountain-Bike bis zum Gravel – die Rahmenhöhen, die Bereifung und weitere optionale Ausstattungsmerkmale wie Schutzbleche oder Beleuchtung an. Dieser Aufbau dient dazu, dass sich immer alles am selben Platz im Layout befindet und in der derselben Reihenfolge und in derselben Art und Weise dargestellt wird.

Nun kommt das Layout ins Spiel. Für jedes dieser Elemente – oder auch Datenfelder – braucht es ein Design. Nun können die Inhalte in unterschiedlichen Rahmen platziert werden – oder es wird alles in einem Rahmen mit trickreicher Formatierung untergebracht. So braucht also jedes Fahrrad im Katalog einen Rahmen. Alle Rahmen sitzen neben- und untereinander.

Aus dem Chaos des Layouts wird eine klare Abfolge

Wenn ein Fahrrad-Katalog mit Adobe InDesign gestaltet wird, dann passiert das entweder manuell oder automatisiert: manuell, indem jedes einzelne Datenfeld und jedes Bild in Rahmen platziert und formatiert wird. Automatisch, indem Datensätze aus einer Datenbank abgefragt und in die gewünschte Seitenvorlage von InDesign gegossen werden. Im besten Fall entstehen somit auf Knopfdruck mehrere Seiten bis hin zum kompletten Katalog!

Im Falle des manuellen Layouts wird jeder Rahmen individuell an einer Position platziert, Texte fließen in Rahmen ein und werden hier und da individuell formatiert, sodass z.B. die Laufweite mal enger mal weiter ausfällt, um einen Textrahmen mit unterschiedlichen Textlängen gleichmäßig auszugestalten. Absatz- und Zeichenformate sowie Objektformate für die Grafik werden hier und da zwar angewendet, aber sie dürfen auch manuelle Abweichungen enthalten. Dies liegt allein in der Hand der Gestaltung!

Diese Art der Formatierung ist chaotisch. Es gibt also kein Muster, wann ein Text weiter oder enger läuft, wann eine Überschrift manuell umbrochen wird oder eine Grafik einen Millimeter nach oben verrückt wird. Somit kann das „Chaos“ – um es aus Sicht der Informationsstruktur eines InDesign-Layouts zu beschreiben – eigentlich nicht wiederholt werden. Jeder Rahmen, jede Formatierung ist mehr oder weniger individuell festgelegt.

Austausch von einem InDesign-Arbeitsplatz zum nächsten

Das IDML wurde ursprünglich als Austauschformat erfunden. Mit der Version InDesign CS4 entstand somit die Möglichkeit, InDesign-Layouts auch abwärtskompatibel zu speichern, um sie mit einer früheren InDesign-Version (ab CS4!) zu öffnen und zu bearbeiten. Dazu wird aus dem InDesign-Layout eine IDML-Datei exportiert. Dazu ist kaum Wissen erforderlich, die Ausgabe ist einfach. Es fällt auf, dass die vormals Megabyte-große Layoutdatei zu wenigen Kilobyte in der IDML zusammenschrumpft.

Bauplan zur Reproduktion des Layouts

InDesign-Dokument

Wenn nun dieses IDML mit einer älteren oder aktuellen Version von InDesign wieder geöffnet wird – dann ist zu erkennen, dass InDesign aus der IDML-Datei das Layout quasi neu zusammenbaut. In Windeseile entsteht somit ein Abbild des letzten Standes der InDesign-Datei vor dem Export. Die Datei heißt dann „Unbenannt-1.indd“ und ist mit einem Sternchen gekennzeichnet. Das bedeutet, dass die Datei noch nicht gespeichert wurde!

Dabei gibt es keine Verknüpfung zur ursprünglichen IDML-Datei. Die neu hergestellte Datei kann jederzeit überarbeitet und korrigiert werden. Verwendete Bilder und Schriften müssen natürlich auf dem neuen Arbeitsplatz ebenfalls vorhanden sein – hier hilft das IDML nicht weiter, denn es werden ohne Ergänzungen nur die Layoutangaben und die Textinhalte gespeichert.

Wenn eine IDML-Datei mittels Texteditor wie z.B. Brackets oder einem anderen XML-Bearbeitungswerkzeug geöffnet wird, dann offenbart sich das Herzstück von InDesign. Der Code beschreibt das Dokument in all seinen Voreinstellungen, dann jede Doppelseite, danach jedes Rahmenobjekt in allen Details der Formatierung von Grafik und Text. Dabei ist für InDesign-Geübte das Dokument durchaus lesbar, denn die XML-Tags der Objekte – die Markierungen jedes Inhalts – entsprechen der englischen Bezeichnung der Funktionen.

Aus dem IDML wird ein ZIP-Archiv

Wer sich die Mühe machen möchte, einmal genauer in den Code zu schauen, der wandelt die IDML-Datei einfach in ein ZIP-Archiv um. Das geschieht, indem der Dateinamen in „.zip“ geändert wird. Anschließend wird das ZIP-Archiv entpackt. Der Ordner zeigt nun Unterordner, die der Datenstruktur des IDML entsprechen. Darin liegen XML-Dateien, die zum einen das Seitenlayout beschreiben als auch Dateien, die jeden Seiteninhalt gespeichert haben.

Textinhalte werden in sogenannten Stories abgelegt. Unter einer Story versteht InDesign einen zusammenhängenden Textfluss. Dieser kann sich über mehrere verkettete Textrahmen erstrecken. Wenn also im Layout ein Rahmen mit einem Text angelegt wird, befindet sich im IDML-Datenpaket eine Datei für die Seite, eine für das Rahmenobjekt und eine Datei für den Textinhalt!

 

Jeder Textabschnitt wird in einer eigenen Story gespeichert.

IDML ist nur der Anfang, das IDMS ist noch spannender.

Mit dem IDML kann also ein gesamtes Dokument aus InDesign in einem XML-Format exportiert werden. Dieses IDML dient als Bauplan, um es an anderer Stelle wieder anzuwenden, um neue Dokumente zu erstellen. Dabei ist die Historie der Erstellung nicht interessant. Einzig allein der letzte visuelle Zustand der Datei entscheidet. Während das IMDL immer das gesamte Dokument beschreibt, dient ein IDMS dazu, Rahmen oder Rahmengruppen zu speichern. Das InDesign-Markup-Snippet ist also ein Schnipsel aus dem Layout und kann als Code-Baustein verwendet werden.

IDML und IDMS kommen beispielsweise dann zum Einsatz, wenn umfangreiche Inhalte aus einer Datenbank mit InDesign automatisiert layoutet werden. Dazu ist ein üppiges Regelwerk nötig, welches Datenbank-Element in welchem IDML und mit welchem Snippet umgesetzt wird. Hierzu wird die Script-Sprache JavaScript verwendet. Datenbank-Plug-ins wie EasyCatalog arbeiten mithilfe dieser Basistechniken in InDesign, um einen komplexen Fahrrad-Katalog in wenigen Minuten im Groblayout aufzubauen und ggf. Daten und Preise mit der Datenbank zu aktualisieren!